Das Handy-Wunder von Stolzenberg

Am letzten Nachmittag meines Stolzenberg-Aufenthaltes beim Abschieds-Wochenende der Capella 2014 erkundete ich nochmals in der Nähe unseres schönen Heims einen idyllischen Waldweg, der an einem kleinen Teich aufwärts zu einer ausgedehnten Wiesenlandschaft führt mit einem Hochsitz und herrlichem Rundblick nach allen Seiten. Ich wollte diesen einladenden Ort zum Verfassen einer sms mit meinem Handy nutzen, aber irgendwie spielten die Tasten verrückt und blockten. Kurzerhand machte ich das Handy ganz aus, um es – wie üblich – neu zu initialisieren. Aber nichts ging mehr, es blieb tot. Mir wurde, kein Wunder bei den schönen Sonnenstrahlen, heiß, zog meine Jacke aus und warf sie neben die Leiter des Hochsitzes. Der lockte mich nun so sehr, dass ich hochstieg und – ein letztes Mal! – meine Blicke in die Weiten des Bergischen Landes schweifen ließ…
Gabi, die wegen ihres kaputten Knies an diesem Tag ja zu Hause bleiben musste, empfing mich am Abend mit der Frage: „Hast du dein Handy auch bei dir?“ Ich fasste in meine Jackentasche – nichts! „Ja, es hat unsere Nichte Gabriela (aus der Nähe von Bautzen) angerufen, und jemand fragte sie, ob sie eine Idee hat, wem ein unbekanntes Handy, das in der Nähe von Wermelskirchen gefunden wurde, gehören könnte.“ Diese hatte zum Glück die Telefonnummer dieses Anrufers notiert, bei dem Näheres zu erfahren ist. Ein Kontakt war somit da, der Finder aus Buschhausen (bei Stolzenberg) wurde von Gabi informiert, dass ich beim Chorwochenende im ev. Bildungsheim in Stolzenberg anwesend sei, worauf dieser das Handy dem Besitzer dort unmittelbar zurückgeben sollte. Letzterer allerdings war schon vor dem Abendessen nach Hause losgefahren; wenig später kam jedoch unser Nachbar Gerd Brosig zu uns in die Hüttenstrasse und überraschte uns mit dem verlorenen Gerät.
Dieses war indessen, wie bei meinem letzten Versuch unter dem Jagdsitz, immer noch tot. Nanu, wie hatte der Finder die Nummer unserer Verwandten aus Bautzen denn herausbekommen? Ein Rätsel! Mir fiel immerhin auf, dass beim erneuten Versuch, das Handy wieder anzuschalten, dieses die Eingabe der sog. PUK, der 8-stelligen Nummer bei einer erstmaligen Initialisierung verlangte – und dann anschließend noch den vierstelligen persönlichen Code. Es war endlich wieder an…
Für uns war dies wie ein dreifaches Wunder: einmal, dass jemand das Gerät auf dem einsamen kleinen Waldweg unmittelbar aufgefunden hatte; dass er herausfand, wem es gehört, obwohl es ausgeschaltet war. Und dass es alsbald wieder bei uns landete.
Da Wunder selten sind (oder nur bei ganz heiligen Personen vorkommen), hier also nach einer neugierigen Rückfrage am folgenden Tag bei unserem netten Finder die Lösung, die technisch Versierte interessieren mag: Man muss nur die im Gerät befindlich kleine Sim-Speicherkarte herausnehmen, diese durch die jeweils eigene ersetzen, dann das Ganze neu initialisieren und schon gibt das Handy gespeicherte Namen und Nummern des Besitzers preis. Eine davon führte zur Gabriela nach Bautzen. Für Edward Snowden wäre so ein hilfreicher Trick wohl gar nichts Neues!!!

Heribert Kohl